"Das Jahr deines Lebens" ist eine Beschreibung, die man häufig ließt. Bilder von lächelnden Jugendlichen in schönen Kleidern, Fotos der bekanntesten Stellen der Welt, Berichte über harmonisches Familien Leben.. das sind die Dinge die mir am häufigsten während meiner Recherchen in Deutschland über den Weg liefen. Trotz dem, dass ich persönlich keine speziellen Erwartungen hatte.. waren diese fast Reklame-mäßigen Bilder doch irgendwo in meinem Kopf und standen mir das ein oder andere Mal sogar ein bisschen im Weg. Ich setzte mich selbst unter Druck, um dem perfekten Austauschschüler mit einem geglückten Jahr zu entsprechen.
Nur gibt es leider keine perfekten Austauschschüler. Genauso wenig wie perfekte Gastfamilien, Schulen oder Wohnsituationen. Gastfamilie zu wechseln ist keine Schande. Etwas langsamer beim Erlernen der Sprache zu sein ist okay. Sich einsam zu fühlen ist normal. Heimweh zu haben ist kein Zeichen von Schwäche.
Andererseits ist da aber auch die Gefahr der Enttäuschung .. wenn dieser Traum des Jahres voller Abenteuer plötzlich ganz anders als erwartet aussieht. Wenn man als eigentlicher Weltenbummler merkt, dass der neue Wohnort gar nicht mehr so neu und interessant ist.. und plötzlich die Zeit ungenutzt verschwinden sieht, während man auf anderen ExchangeBlogs über fantastische Reisen ließt. Oder sich an der neuen Schule gar niemand für mich, den doch eigentlich so exotischen und spannenden Austauschschüler interessiert. Warum ist mein Jahr nicht so wie seines? Weil jedes Jahr individuell ist! Manchmal ist das schwer zu verstehen.
Also mein Tipp: Versucht euch nicht in die Schablone "perfektes Auslandsjahr" zu zwingen, sondern genießt jedes einzelne Auf und Ab der Austausch-Achterbahn!
Dieses Jahr gibt einem nämlich auch so viel was man sich vorher niemals hätte erträumen können. Für mich als eigentlicher Weihnachtshasser, wurden die Weihnachtsfeiertage hier im Norden zu einer meiner Besten Erfahrungen überhaupt. Ich habe meine Liebe zum Kochen und Backen entdeckt. Den Beschluss gefasst: nie mehr in meinem ganzen Leben einen Menschen anzuschreien. Erleben dürfen, wie wunderbar und hilfsbereit Menschen sein können. Und bin selbst immer und immer wieder darüber erstaunt, als eigentlich Sprachversager, nun meine Gedanken auf Schwedisch und Englisch ausdrücken zu können. Auch wenn das vielleicht daran liegt, dass ich jetzt genug Selbstbewusstsein habe um mir selbst erlauben zu können Fehler zu machen.. Fehler zu haben.
Hallo! - Ich habe mir in unter einem Jahr alleine ein komplettes Leben in einem mir vorher unbekannten Land aufgebaut! - So schlimm kann ich also gar nicht sein ;)
Und diesen frühen "Sommer" dieses Jahr hätte auch keiner erwartet! Ich genieße also noch ein bisschen untypische Juni-Sonne (..oder das was Schweden Sonne nennen..) bevor es dann für mich auch schon wieder in Richtung Deutschland geht.
<3 Larissa